Körperwärme und Schriftlichkeit
Unter dem Titel „Leni weint“ veröffentlicht Péter Nádas Essays aus den Jahren 1989 bis 2014. In ihnen verbindet sich begriffliche Schärfe mit Grenzüberschreitung; unerbittliche Selbsterforschung geht einher mit teilnehmender Beobachtung.
Page-98-Test: Sibylle Berg (1)
Ist es Rollenprosa? Zumindest auf der Seite 99 ihrer Dystopie „GRM“ favorisiert Sibylle Berg das einfachste aller Stilmittel: den unvollständigen Hauptsatz. Was man witzig finden kann. Aber nicht muss.
Traum, Wahn und Sex
Johann Heinrich Füssli (1741-1825) ist der Maler des Unbewussten: Seine Gemälde machen die psychischen Energien sichtbar, die unser Innenleben bestimmen. Zwei Katalogpublikationen schaffen neue Zugänge zu seinem Werk.
Page-99-Test: Anke Stelling
Was tun, wenn man mit dem Verleger befreundet ist? Der Page-99-Test zum diesjährigen Leipziger Buchpreis wird zum Selbstversuch. Witz, Stil, Abgründe – so der Befund zu „Schäfchen im Trockenen".
Verlassen und Verlassenwerden
Goran Vojnovićs Roman „Unter dem Feigenbaum“ handelt von der Unbehaustheit in der (post-)jugoslawischen Gesellschaft. Die familiäre Gemeinschaft bietet so wenig Schutz wie die nationale. Um sich selbst zu verstehen und um lieben zu können, braucht es die Fiktion.
Terror von unten
Noch im Exil schrieb Franz Neumann seine Studie über den Nationalsozialismus 1933-1944. Das Dritte Reich sei kein Staat gewesen, sondern eine politische Bewegung von unten, so seine These in "Behemoth".
Der Faschismus – billiger, schneller, effizienter
Warum brauchen wir die Demokratie, wenn es mit dem Faschismus so viel einfacher geht? Ganz Italien diskutiert über Michela Murgias „Anleitung, Faschist zu werden“. Doch ob die Provokation der sardischen Autorin ein Umdenken einleitet, bleibt fraglich.
Auf dem Bild bin wir
In ihrem dystopischen Roman „Unser Leben in den Wäldern“ arbeitet und spielt Marie Darrieussecq bewusst mit der Sprache. Das stellt den Übersetzer vor besondere Herausforderungen. Ein Werkstattbericht.
Page-99-Test: Marie Darrieussecq
Marie Darrieussecqs Roman „Unser Leben in den Wäldern“ ist ein virtuos komponiertes Stück Literatur, so der Befund des Page-99-Tests. Eine obsessive Genauigkeit und unerwartete Adjektive prägen den Stil auf dieser Seite.
Freiheit im Stacheldrahtverhau
Jan Neumann inszeniert Schillers "Wilhelm Tell" in Weimar als eine Parabel auf den Niedergang der Demokratie: Tell ist ein skeptischer Held, seine Mitstreiter blökende Lämmer. Gut zweihundert Jahre nach seiner Uraufführung ist das Drama erschreckend aktuell.