Kategorie: Lektüretipps
Wir weisen auf Bücher hin, die uns begeistert, erschüttert, erheitert haben, jenseits von Neuerscheinungen und Hypes: Klassiker, Entdeckungen, Kuriositäten.

Stickschrei in der Kehle
Eimear McBrides Roman "Das Mädchen ein halbfertiges Ding" berichtet mit herber Schönheit von der menschlichen Hässlichkeit. Ein Buch für unerschrockene Leser, die der Autorin (und ihrer Übersetzerin) folgen bis ins tiefste Dunkel.

Märchen für die Diktatur
Heute nennt man es Fake News: In „Bericht eines Schiffbrüchigen“ erzählt der junge Journalist Gabriel García Márquez 1955 die wahre Geschichte hinter einer Manipulation.

Fremd in der Welt
Warum begehen Menschen Suizid? Aus Verzweiflung? Oder Depressionen? Oft ist es schwierig, eine Antwort zu finden. Doch in "Selbstmord" zeigt Édouard Levé, dass die größte Herausforderung des Selbstmörders an seine Mitmenschen gerade in seiner Normalität besteht.

Mit Cognac vollgeschüttete Jazzfans
Im besetzten Paris der 40er wird wild gefeiert. Auf zwei Dinge kommt es an: guten Jazz und hübsche Mädchen. Was tun, wenn's an beidem mangelt? Boris Vian empfiehlt den Gang ans Buffet und den Diebstahl von Möbeln.

Phantastischer Ort, phantastisches Leben
Die Frühzeit des Kapitalismus in der Ukraine: Drei Studenten arrangieren sich mit dem Chaos. Serhij Zhadans "Depeche Mode" handelt von Resignation, Rausch und der Suche nach einem Freund.

Aufbruch in den Nachkrieg
Bernward Vespers Buch „Die Reise“ sollte ursprünglich „Der Trip“ heißen. Vesper hat den Romanessay unter LSD-Einfluss geschrieben und erkundet rauschhaft das eigene Bewusstsein. Dabei entsteht auch ein hellsichtiges Porträt der bis zum Bersten gespannten westdeutschen Gesellschaft in den sechziger Jahren.

Arbeit, Hunger, Kälte
Warlam Schalamow war 17 Jahre lang Häftling im GULag. Seine Erzählungen gehen an die Grenze des Erträglichen. In dichter Sprache schildert Schalamow den Überlebenskampf in den Lagern.

Die Ironie des menschlichen Treibens
E.T.A. Hoffmanns Märchen „Klein Zaches genannt Zinnober“ erzählt von der Macht der Zuschreibung und ist damit erstaunlich aktuell. Hoffmanns Erzählstil ist ein Balanceakt: Das Erhabene ist immer auch komisch, das Alltägliche zugleich fantastisch.

Der Faschismus des Herzens
Zwanzig Jahre vor der Wahl von Donald Trump hat William H. Gass in seinem ästhetisch avancierten Roman "Der Tunnel" bereits ein Porträt der "Enttäuschten" des Midwest entworfen: Sie haben nicht das richtige Leben geführt.

„Mondlicht in einem Baugerüst …“
Rolf Dieter Brinkmann brachte in den 1970er-Jahren Pop in die deutsche Literatur. Seine Gedichte halten Augenblicke fest, ohne sie zu bewerten, wie ein Seismograph. Zum Beispiel das Mondlicht.