Navid Kermani – Der Erzähler
Traditionen lassen sich nicht gegeneinander abschotten – der Islam und das Christentum etwa bereichern sich gegenseitig. Navid Kermani setzt dem Kulturkampf das Erzählen entgegen, wo sich das Verbindende ebenso offenbart wie das Trennende.
Das Schiff auf dem Weißmeerkanal
Im August 1933 befahren über hundert sowjetische Schriftsteller den neuen Weißmeer-Ostsee-Kanal, um über die „Umschmiedung“ der Häftlinge in den Zwangsarbeiterlagern zu berichten. Dabei kommt es zu heiklen Begegnungen.
Wie man Menschen zu Fremden macht
Gerhard von Amyntors „Eine moderne Abendgesellschaft“ ist im Jahr 1881 erschienen. Die „Judenfrage“ war damals das Thema des Tages. Martin A. Völker hat diesen Schlüsseltext neu herausgegeben. Die Klischees sind vertraut und erschreckend frisch.
Aufbruch in den Nachkrieg
Bernward Vespers Buch „Die Reise“ sollte ursprünglich „Der Trip“ heißen. Vesper hat den Romanessay unter LSD-Einfluss geschrieben und erkundet rauschhaft das eigene Bewusstsein. Dabei entsteht auch ein hellsichtiges Porträt der bis zum Bersten gespannten westdeutschen Gesellschaft in den sechziger Jahren.
Die Ironie des menschlichen Treibens
E.T.A. Hoffmanns Märchen „Klein Zaches genannt Zinnober“ erzählt von der Macht der Zuschreibung und ist damit erstaunlich aktuell. Hoffmanns Erzählstil ist ein Balanceakt: Das Erhabene ist immer auch komisch, das Alltägliche zugleich fantastisch.
Verweile doch
Wisława Szymborskas Gedichte machen kein Geheimnis aus sich. Ohne Anstrengung beginnt man zu lesen und zu denken. Und dann erkennt man, wie viel in diesem poetischen Raum verborgen ist – obwohl es offen daliegt.
Gefährliches Denken
Wie kommt es, dass Menschen Böses tun? Liegt es an unzulänglichem Denken? Keineswegs, meint Bettina Stangneth in ihrem philosophischen Essay Böses Denken. Sie plädiert dafür, Täter als Denker ernst zu nehmen.
Die Kunst des verschwenderischen Erzählens
Albert Vigoleis Thelen legt in „Insel des zweiten Gesichts“ eine zweite Landschaft über Mallorca
Emmanuel LeRoy Ladurie – Montaillou. Ein Dorf vor dem Inquisitor.
Die Lektüretipps, die wir in der Sommerpause erprobt haben, setzen wir als regelmäßige Rubrik fort. Wir weisen auf Bücher hin, die uns begeistert, erschüttert, erheitert haben: Klassiker, Entdeckungen, Kuriositäten.
Das Philosophenschiff
1922 werden dreißig Intellektuelle und Wissenschaftler aus dem jungen Sowjetrussland ausgewiesen. Trotzki spricht von einem Akt der "vorausschauenden Humanität" - später hätte man die unabhängigen Geister möglicherweise "nach dem Kriegsrecht erschießen müssen". In den Erinnerungen des Schriftstellers Michail Ossorgin, der...