„Fahren Sie durchs Land und reden Sie mit klugen Leuten“, so lautete der Auftrag des Tages Anzeiger-Magazins (Zürich) für eine Deutschlandreportage. Als Berliner Schweizerin lernte ich Deutschland neu kennen: Mit jedem Gespräch wurde das Land widersprüchlicher, deshalb konnte ich mit dem Recherchieren kaum  mehr aufhören.
Die Reportage ist am 20. Januar 2018 in gekürzter Form im Magazin erschienen. Hier nun der Writer’s Cut mit allen 14 Gesprächen.

Mit Fotografien von Lars Hartmann

Die Nacht, in der Deutschland ein anderes Land wurde“, hieß eine Schlagzeile nach der Bundestagswahl. Inzwischen hat man sich schon fast daran gewöhnt, dass Deutschland ein anderes Land ist, als wir dachten. „Wir haben kein anderes Land, sondern einen anderen Bundestag“, wendet Heribert Prantl ein, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung in München. „Wir haben jetzt einen Bundestag, der Strömungen abbildet, die bisher nicht abgebildet wurden. Früher war das Potenzial der rechten Wähler in den großen Parteien gebunden.“ Für den Sozialpsychologen und Publizisten Harald Welzer wiederum sind solche Schlagzeilen bereits Teil des Problems: „Es wird nicht davon gesprochen, dass fast 90 Prozent der Wähler das Grundgesetz respektieren.“ Es gebe keinen ersichtlichen Grund, warum eine neurechte Partei bei Bundestagswahl im September über die 5-Prozent-Hürde kommen sollte, so hatte Welzer in seinem Buch Wir sind die Mehrheit (April 2017) noch geschrieben. Wir müssen nicht jeden Furz, den die AfD und Pegida loslassen, ausgiebig beschnüffeln und beschreiben, wie das Ding riecht.Dass er mit seiner Prognose falsch gelegen hat, erklärt er sich damit, dass in den sechs Wochen vor der Wahl in den Medien nur noch über die AfD gesprochen worden sei. „Die AfD wurde in alle Talkshows eingeladen und setzte die Themen, so dass man über das Phantasma des Terrorismus und der inneren Sicherheit diskutierte statt über zukunftsrelevante Themen wie den Klimawandel oder die Digitalisierung.“

Man habe sich von rechten Bewegungen wie der Pegida schon sehr erschrecken lassen, meint Heribert Prantl rückblickend zur Schieflage in der Berichterstattung. „In meinen dreißig Jahren als Journalist habe ich so etwas noch nie erlebt: dass ein paar zehntausend Demonstranten antisemitische Parolen plärren und aggressiven Chauvinismus propagieren.“ So geschehen zum Beispiel in Dresden am 3. Oktober 2016, dem Tag der deutschen Einheit: Demonstranten pöbelten gegen das Kabinett sowie Diplomaten aus aller Welt, Politiker aus Afrika wurden mit Affenlauten bedacht. Natürlich habe man Reporter hingeschickt, die darüber berichteten. Inzwischen springe man ja nicht mehr „über jedes Stöckchen“, das die Rechten einem hinhalten. „Wir müssen nicht jeden Furz, den die AfD und Pegida loslassen, ausgiebig beschnüffeln und wie in einer Konzertkritik darlegen, wie das Ding riecht.“


Dass es in Deutschland eine Schicht von Bürgern mit rechtsextremen Einstellungen gibt, ist kein neues Phänomen. Die „Mitte“-Studien der Universität Leipzig und der Universität Bielefeld versuchen, anhand von Umfragen die gesellschaftliche Mitte im Verhältnis zu den extremen Rändern zu bestimmen. Seit dem Beginn der Umfragen im Jahr 2002 liegt der Anteil der Bevölkerung, die nationalistischen, fremdenfeindlichen und homophoben Ansichten zuneigt, konstant bei etwa einem Viertel. Angesichts dieses empirischen Befundes sei es interessant, dass die AfD ihr Wahlpotenzial mit annähernd 13 Prozent noch gar nicht ausgeschöpft habe, meint die Soziologin Silke van Dyk von der Universität Jena. Es wird kaum darüber gesprochen, dass die AfD bei den Männern besonders gut abgeschnitten hat.  Die CDU sei unter Merkel stärker in die Mitte gerückt, und diesen Modernisierungsprozess machten nicht alle Wähler mit. „Der Atomausstieg, die ‚Ehe für alle‘ und vor allem die Grenzöffnung im Sommer 2015 hatten eine hohe Symbolkraft. Rechts von der CSU hat sich ein Platz aufgetan für Wähler, die am traditionellen Familienbild und traditionellen Geschlechterrollen festhalten und die von Multikulti nichts wissen wollen.“ Zugleich seien nach Jahren der neoliberalen Politik die Arbeits- und Lebensverhältnisse vieler Menschen unsicherer und prekärer geworden, dadurch hätten sich Verteilungskonflikte verschärft.

Dennoch widerspricht Silke van Dyk vehement der These, die Wahl rechter Parteien sei vor allem eine Notwehr der unteren Schichten – eine These, für die Didier Eribons autobiografischer Beststeller Rückkehr nach Reims auch hierzulande als Beleg herangezogen wird. Dies sei ein bequemes Argument, mit dem man sich nach der Wahl habe entlasten wollen, sagt van Dyk: „Man hat AfD-Wähler ganz schnell zu Protestwählern erklärt: Das seien gar keine Rassisten, sie hätten nur nicht anders gekonnt. Indem man die AfD-Wahl zu einer uneigentlichen Wahl erklärte, konnte man das Wahlergebnis entproblematisieren.“ Die These von der Wahl der Abgehängten widerspreche auch den komplexen empirischen Befunden. Hinsichtlich ihres Einkommens unterschieden sich die AfD-Wähler kaum vom nationalen Durchschnitt. „Statt die Wähler rechter Parteien pauschal durch die Notwehr-These zu entlasten, sollten wir ernst nehmen, dass viele genau deshalb die AfD gewählt haben, weil sie die rassistische Programmatik gutheißen“, sagt Silke van Dyk. „Übrigens kann man das auch bei Eribon nachlesen: Die Arbeiter, die jetzt den Front National wählen, waren auch als Kommunisten durchaus fremdenfeindlich, sie sind es nicht plötzlich als Reaktion auf den Neoliberalismus geworden.“ Wenn man die AfD-Wahl als Protest interpretieren wolle, dann müsse man beachten, dass sich der Protest nicht nur gegen soziale Ungleichheiten und prekäre Arbeitsverhältnisse richte, sondern ganz wesentlich gegen eine multikulturelle, geschlechtergerechte Gesellschaft. „Seltsamerweise wird kaum darüber gesprochen, dass die AfD bei den Männern besonders gut abgeschnitten hat.“ Die Wahl der AfD sei, so van Dyk, ebenso wie die Zustimmung zu Trump und anderen rechten Parteien, auch ein Abwehrkampf weißer Männer, die ihre selbstverständlich geglaubten Privilegien verlieren. Die Behauptung, etwas sei alternativlos, ist hochgradig demokratiegefährdend.Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass alle Untersuchungen zeigten, dass Frauen und Migranten bezüglich Einkommen, Vermögen und Karrierechancen immer noch benachteiligt seien. Zu beobachten sei eine Mischung aus Kulturkampf und sozialem Abwehrkampf, befeuert durch Nationalismus. „Fremdenhass war schon immer ein Identifikationsangebot für diejenigen, die den Abstieg fürchten oder ihn erleben. Man wird aufgewertet gegenüber jenen, die keine Deutschen sind, versprochen wird eine nationale, exklusive Solidarität.“

Silke van Dyk sieht die Demokratie von zwei Seiten im Zangengriff: Sowohl der autoritäre Populismus wie auch der autoritäre Neoliberalismus seien radikal anti-pluralistisch. „Während der Rechtspopulismus behauptet, es gebe nur ein Volk, gibt es für den Neoliberalismus einzig den Markt als Referenzpunkt.“ In der Politik würden Entscheidungen oft nicht mehr diskutiert, sondern als marktbedingter Sachzwang dargestellt. „Die Behauptung, etwas sei alternativlos, halte ich für hochgradig demokratiegefährdend, denn damit wird der politische Streit stillgestellt. Dieser Streit ist aber der Kern jeder Demokratie. In der aktuellen Diskussion über die Rechtswende als Notwehr gegen den Neoliberalismus wird oft übersehen, dass die AfD für einen neoliberalen Rechtspopulismus steht, ebenso wie die FPÖ in Österreich, die SVP in der Schweiz und Trump in den USA.“

Politische Haltungen basieren oft auf Gefühlen. Wir neigen zu der Auffassung, unsere Gefühle seien ein authentischer Ausdruck unseres Innersten, doch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Gefühle gelernt werden – und oft auch gemacht. Die Historikerin Ute Frevert ist eine Expertin für solche Zusammenhänge, in ihrem jüngsten Buch Die Politik der Demütigung untersucht sie etwa die Rituale der Beschämung. Sie beobachtet, dass in den Diskursen der neuen Rechten der Begriff der Demütigung eine große Rolle spiele. „Den Bürgern im Osten des Landes bietet man an, dass sie sich durch den Prozess der Vereinigung, der mittlerweile länger als ein Vierteljahrhundert andauert, zutiefst gedemütigt fühlen müssten. Überall seien ihnen Westler vorgesetzt worden, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten, die mehr verdienten, die mit einer hochmütigen Haltung in den Osten gekommen waren und sie immer haben fühlen lassen, dass sie Bürger zweiter Klasse seien.“ Die AfD-Wähler wollen das Recht, stolz zu sein: stolz auf ihr Vaterland, stolz auf ihre Nation.Vor zehn Jahren habe es dieses Demütigungsmotiv noch nicht gegeben, doch heute fühlten sich viele Ostdeutsche darin wiedererkannt. „Es wird ihnen eine Erklärung ihrer Gefühlslage nahegebracht, die sie vorher nicht hatten. Sie entdecken auf einmal, dass sie 27 Jahre lang gedemütigt worden sind. Jetzt erheben sie ihre Stimme und sagen: Das lassen wir uns von dieser westlichen Politikerklasse nicht länger gefallen! Und demütigen selber.“

Die Rolle des Opfers sei ambivalent: „Einerseits ist ‚Du Opfer!‘ in der Jugendsprache die schlimmste Beschimpfung, andererseits hat das Opfer auch eine Stärke, denn durch das erlittene Unrecht wird es ins Recht gesetzt.“ Um Mitleid gehe es bei den neuen Diskursen keineswegs, im Gegenteil. „Die AfD-Wähler wollen das Recht, stolz zu sein auf das, was sie geleistet haben: stolz auf ihr Vaterland, stolz auf ihre Nation.“ Der mit einem Gefühlsüberschuss aufgeladene Begriff Heimat spiele dabei eine große Rolle: Auch in Gegenden, wo gar keine Flüchtlinge lebten, gebe es den Eindruck, die Deutschen würden symbolisch enteignet. Hier setze eine politische Botschaft an, die den Wählern suggeriert: Deutschland ist nicht mehr Deutschland, wir erkennen unser Land nicht wieder. „Dann heißt es etwa: ‚Wo sind denn noch deutsche Lokale?‘ Dabei gibt es genug Orte, wo Deutsche unter sich sind, man muss nur mal in die Oper gehen.“


Haben die Ostdeutschen Grund, sich von den Westdeutschen gedemütigt zu fühlen? Um dies herauszufinden, fahre ich nach Dresden. Frank Richter wurde 1987 in Dresden als katholischer Priester ordiniert, er war an der friedlichen Revolution der DDR beteiligt, hat später das Priesteramt aufgegeben, geheiratet, und war bis vor kurzem Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Heute ist er Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche in Dresden. Richter gilt als „Pegida-Versteher“: In Talkshows und Interviews erklärt er den Westdeutschen, wie die Ostdeutschen sich im wiedervereinigten Deutschland fühlen. Das Ressentiment sei schon vor Pegida da gewesen: „Es ist subkutan gewachsen und dann aufgebrochen, allerdings in einer Dimension, wie ich es nicht erwartet hätte.“ Je größer die Illusionen, desto größer die Enttäuschung.Äußerlich sei der Osten im Westen angekommen: „Auch die letzte Umgehungsstraße ist hier gebaut – viele Westler, die Sachsen besuchen, sagen: Das hätten wir auch gerne.“ Doch innerlich sei der Prozess der Vereinigung nicht vollzogen worden. „Es gab enorme Anpassungsanstrengungen, und nun sehe ich Erschöpfungserscheinungen und Enttäuschungen.“ Mit dem Mauerfall seien große Erwartungen und Hoffnungen verbunden gewesen. Er denke oft an den Satz von Walter Momper, damals Regierender Bürgermeister von Berlin: Heute Nacht sind die Deutschen das glücklichste Volk der Erde. Als Frank Richter den Satz ausspricht, kann er für einen Moment nicht weiterreden, selbst ihn holen die Gefühle ein. „Je größer die Illusionen, desto größer die Enttäuschung.“

Kaum je hat eine Gesellschaft einen so intensiven und schnellen Transformationsprozess durchgemacht wie die Ostdeutschen durch die Wiedervereinigung. „Damals hatte sich für die DDR-Bürger alles geändert, außer der Sprache. Und dass wir die Wiedervereinigung selbst gewollt hatten, macht es nicht einfacher.“ Als Theologe sieht Frank Richter in Ostdeutschland überdies ein spirituelles Vakuum. Die ehemalige DDR ist das säkularste Gebiet Europas, mit Ausnahme von Nordböhmen. „Der Marxismus-Leninismus war als Weltanschauung auch ein Religionsersatz: Es gab eine Ordnung, und in dieser Ordnung hatte der Einzelne seinen Platz. Es gab Ideale, und das waren nicht die schlechtesten – und es gab ein Versprechen: Schutz vor globalen Bedrohungen.“ Diese Ideologie sei sofort weg gewesen, schon drei Wochen nach dem Mauerfall habe nicht einmal mehr die SED vom Marxismus-Leninismus gesprochen. „Schon damals habe ich mich gefragt: Was bleibt an Orientierungswissen in den Köpfen der Menschen übrig?“ Angesichts dieses inneren Vakuums habe sich die neoliberale Marktwirtschaft als neue Weltanschauung angeboten.Am Ende heißt es immer: Die Wessis haben uns plattgemacht. „Alles hatte sich verändert, nur man selbst war sich geblieben. Also sagten sich viele: Kremple die Ärmel hoch! Vielleicht warst du als Ossi eh ein bisschen faul gewesen – das war ja untergründig als Vorwurf immer da.“ Ein System, das permanent Gewinner suche, produziere auch permanent Verlierer, daher seien die Enttäuschungen vorprogrammiert gewesen. „Egal, wie sehr sie sich anstrengten: In diesem Wettkampf waren die Ostdeutschen mehrheitlich die Verlierer. Die Westdeutschen kannten die neue Ordnung besser, überdies kamen sie aus ganz anderen Vermögensverhältnissen.“

Die Chefetagen sind in Ostdeutschland nach wie vor zu 77 Prozent mit westdeutschen Führungskräften besetzt. „Anfang der 1990er war das akzeptiert, auch wenn es oft demütigend abgelaufen ist.“ Damals gab es westdeutsche Investoren, die etwa Fördermittel in Anspruch nahmen, um einen Betrieb nach wenigen Monaten dann doch abzuwickeln. Richter kann viele Beispiele für diese Art der „Marktbereinigung“ aufzählen: der erste FCKW-freie Kühlschrank etwa, der noch zu DDR-Zeiten in Schwarzenberg im Erzgebirge produziert worden war, oder die Kali-Werke im thüringischen Bischofferode. „Selbst der CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel sagte damals: Hier zeigt der Kapitalismus seine hässlichste Fratze. Wenn sie sich von den Menschen diese Geschichten erzählen lassen, heißt es am Ende immer: Die Wessis haben uns plattgemacht.“ Die Frustration, die jetzt manifest werde, habe sich jahrelang aufgebaut. In den ersten Jahren nach der Wende waren die Kräfte gebunden, man sei damit beschäftigt gewesen, sich neu zu orientieren, habe das neue System erst begreifen müssen. Doch dann hätten viele Ostdeutsche bestätigt gesehen, was sie im Staatsbürgerkunde-Unterricht der DDR über den Kapitalismus gelernt hatten. „Die Demokratie wird oft verwechselt mit der kapitalistischen Wirtschaftsweise, die als bedrohlich und gesellschaftszerstörerisch wahrgenommen wird.“ Frank Richter erinnert daran, dass das Wort „Wiedervereinigung“ ein Euphemismus sei, in Wahrheit war es ein „Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD“.


Die SPD-Politikerin Petra Köpping, seit 2014 Staatsministerin für Gleichstellung und Integration des Landes Sachsen, hat das Zuhören zu einem politischen Prinzip gemacht. Sie stellte sich bei der ersten Pegida-Demonstration im Oktober 2014 dazu, damals war es noch ein Schweigemarsch. „Wenn man Sachsen verstehen will, muss man zur Kenntnis nehmen, dass Pegida vor der Flüchtlingskrise da war.“ Wir treffen uns im Restaurant des Sächsischen Landtags, der dunkelhaarige Kellner umarmt Petra Köpping zur Begrüßung fast stürmisch. „Integrieren Sie doch erst mal uns, wir sind immer noch Bürger zweiter Klasse!“Er ist einer von zwei homosexuellen Flüchtlingen, die Köpping für ein Vierteljahr bei sich zu Hause aufgenommen hatte, nachdem sie in ihren Heimen von anderen Flüchtlingen gemobbt worden waren. „Ich bekam einen Anruf vom Christopher Street Day Verein, der sich um solche Fälle kümmert. Wir hatten Platz zu Hause, ich sprach kurz mit meinem Mann, und dann kamen die beiden zu uns. Im Restaurant hatten sie schon lange einen Kellner gesucht, so konnte ich einen von ihnen hier unterbringen. Der andere lernt in Leipzig Ton- und Anlagetechniker, sein Vater hatte in Syrien ein Theater, deshalb wollte er wieder in diesem Bereich arbeiten.“

In der DDR hatte Petra Köpping Staats- und Rechtswissenschaften studiert; vier Monate vor der Wende trat sie aus der SED aus, nach der Wende war sie Bürgermeisterin von Groß-Pösna. Damals arbeitete sie, wie viele ehemalige DDR-Bürger, als Versicherungsvertreterin, „das war das Einfachste“. 2002 trat sie in die SPD ein. Die Wende sei noch lange nicht verarbeitet, das zeigten Gespräche. „In den Bürgerforen heißt es oft: ‚Frau Köpping, Sie mit Ihren Flüchtlingen!‘ Der nächste Satz ist dann: ‚Integrieren Sie doch erst mal uns! Wir sind in Gesamtdeutschland doch gar nicht angekommen, wir sind doch immer noch Bürger zweiter Klasse.‘“

Die Enttäuschung der Ostdeutschen kristallisiert sich an Missständen, von denen man im Westen kaum Notiz nimmt. „Fangen wir mit den Renten an.“ 17 Berufsgruppen hätten Rentenansprüche aus DDR-Zeiten, die nun nicht eingelöst würden. Die Reichsbahner etwa, über 120 000 Menschen, bekämen im Schnitt rund 400 Euro monatliche Rente nicht ausbezahlt. „Dies trotz einer Zusicherung im Einigungsvertrag und obwohl das gesamte Vermögen der Reichsbahn – Gleisanlagen, Immobilien, Sachwerte – in den Besitz der Deutschen Bahn übergegangen ist.“ Manche Politiker denken: Die sterben aus und damit erledigt sich das Problem von selbst.Betroffen sind auch die Angestellten der bergbauverarbeitenden Industrie, die aus der Berufsgruppe der Bergleute herausgelöst wurden und damit den Anspruch auf Zulagen verloren. „Das wurde bei der Wiedervereinigung einfach vergessen. Das kann passieren. Was die Leute aber nicht verstehen, ist, dass es nicht korrigiert wurde. Manche Politiker denken: Die sterben aus und damit erledigt sich das Problem von selbst.“ Oder die 300 000 geschiedenen Frauen der ehemaligen DDR: Sie bekämen weder den Versorgungsausgleich noch die für diese Gruppe im DDR-Recht vorgesehenen besonderen Rentenanwartschaften, mit denen die Arbeit im Haushalt und bei der Kindererziehung in der DDR gewürdigt wurde. Sie hätten sich organisiert und seien bis zur Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen vorgedrungen, wo sie die Bestätigung erhielten, dass es sich tatsächlich um Diskriminierung handle – doch geändert habe sich nichts. Und noch ein Beispiel: Allein im Raum Leipzig hatten nach der Wende 100 000 Menschen über Nacht ihre Arbeit verloren. Es folgten Umschulungen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die jedes Mal mit Hoffnung verbunden waren. „Und nun bekommen die Leute ihren Rentenbescheid: Zwischen 400 und 690 Euro – diese Zahlen höre ich oft. Sie fühlen sich verraten und betrogen. Manche haben für diese Rente 45 Jahre gearbeitet.“

Ein zweiter wunder Punkt sei die Geschichte der Treuhand-Anstalt, die nach der Wende die volkseigenen Betriebe der DDR privatisierte oder schloss. „Nehmen wir die Margarethenhütte in Großdubrau. Bis zum Tag der Wiedervereinigung exportierte dieses Werk über die Hälfte seiner Produktion von Hochspannungsisolatoren in den Westen – und dann hieß es über Nacht, das Werk sei überaltert und nicht konkurrenzfähig. So etwas vergessen die Leute nicht, sie erzählen es ihren Kindern und Enkeln.“ Viele der ehemaligen Arbeiter könnten immer noch nicht darüber sprechen, so tief sitze die Erinnerung daran, wie man mit ihnen umgegangen sei. „Ich war auf einer Veranstaltung, da konnten viele ihre Sätze nur beginnen und haben dann geweint. Da läuft es Ihnen kalt den Rücken herunter.“ Ein Bericht der Ruhr-Universität Bochum bestätigt dies: Die Treuhand sei eine „erinnerungskulturelle Bad Bank“, in der alle schlechten Erfahrungen der Transformationsjahre abgelegt würden, so die Autoren. Für viele Menschen im Osten Deutschlands sei die Treuhand daher ein „negativer Gründungsmythos“.

Als dritter Faktor spiele die Deklassierung nach der Wende eine Rolle. Sachsen war das industrielle Zentrum der DDR. „Damals und heute gilt Sachsen als das ‚Land der Ingenieure‘, die Hälfte des gesamten DDR-Wissenschaftspotentials konzentrierte sich auf das heutige Sachsen und Ost-Berlin.“ Als ich sagte: Uns geht es doch toll in Sachsen, sind einige Leute aufgestanden und haben mit der Tür geknallt.Sechzig Prozent von ihnen wurden nach der Wende entlassen, in der Industrieforschung waren es sogar 85 Prozent, eine direkte Folge des Wirkens der Treuhand. Die meisten Ingenieure oder Betriebsleiter fanden nach der Wende keine Arbeit mehr, die ihrer Qualifikation entsprach. Diplomkräfte mussten als Putzfrau oder als Verkäufer arbeiten, während die Führungskräfte aus dem Westen kamen. Statistisch gesehen ist Sachsen das erfolgreichste der neuen Bundesländer, bei der Pisa-Studie hat das Bundesland fünf Mal in Folge den ersten Platz erreicht. „Doch das kommt bei den Menschen hier nicht an“, sagt Petra Köpping. „Als ich bei einer Veranstaltung sagte: Uns geht es doch toll in Sachsen, wir sind das am geringsten verschuldete Bundesland! Da sind einige Leute aufgestanden, haben den Saal verlassen und mit der Tür geknallt.“ Sachsen sei auch deshalb so erfolgreich, weil es sich als Billiglohnland etabliert habe: Nach Thüringen hat Sachsen die am schlechtesten bezahlten Lehrer in ganz Deutschland.

Das alles hat mit den Flüchtlingen nichts zu tun, und doch richtet sich das Ressentiment gegen die Fremden. Die Fremdenfeindlichkeit ist ein wunder Punkt. Petra Köpping empfindet die Berichterstattung als einseitig. Auch in Sachsen funktioniere die Integration, gerade in kleinen Städten. Sie erzählt von einer syrischen Familie in Glauchau. „Die Töchter gehen jeden Sonntag in die Kirche – mit ihrem Kopftuch! Die sind neugierig, und in dem Ort ist die Familie hoch akzeptiert.“ Dass Köpping als Gleichstellungsministerin allerdings ein Integrationsprojekt für 50 Millionen Euro geschnürt hat, stößt auf Widerstand, da heiße es: Wer hat denn uns damals geholfen? Natürlich würden die Flüchtlinge auch als Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt gesehen, selbst dann, wenn die Einheimischen diese Jobs gar nicht haben wollten. Köpping erzählt von einem Mann, den sie kürzlich auf dem Leipziger Wochenmarkt angehalten habe, er schimpfte darüber, dass hier nur noch Ausländer Gemüse verkaufen würden. „Da habe ich zu ihm gesagt: Soll ich Ihnen so einen Job verschaffen? Wir können gleich zusammen hingehen, Sie können auch Gemüse verkaufen! Sagt er: Nee, ich doch nicht! Tja, wer soll denn nun das Gemüse verkaufen?“ Natürlich kennt Petra Köpping auch Geschichten wie die von dem jungen Mann aus Eritrea, der in Freital einen Ausbildungsplatz bekommen hätte. Er halte es nicht aus, bei jedem Gang zum Supermarkt angepöbelt zu werden und dabei immer ruhig zu bleiben, um eine Eskalation zu verhindern. „Der ist nach Baden-Württemberg gegangen.“

Frank Richter sieht den Nationalismus als Anerkennungsmuster. Zum einen biete dies Orientierung an, zum anderen stecke dahinter die nicht aufgearbeitete Verstrickung mit dem Nationalsozialismus. Wenn Sie in Sachsen sind, sind Sie nicht in Westeuropa.Eine 68er-Bewegung, die von den Vätern wissen wollte, was sie im NS-Deutschland gemacht hatten, hatte es im Osten nie gegeben, hier steht das Jahr 1968 für den Prager Frühling. „Die Generation der Alten hat in der DDR das Nazi-Schämen nie gelernt“, so formuliert es Richter. „Die DDR erklärte sich per ordre de mufti als antifaschistischer Staat. Die Berliner Mauer war der ‚antifaschistische Schutzwall‘, und damit war geklärt, dass alles, was mit Nazi-Geschichte zu tun hat, auf eine eigentümliche Weise im Westen gelandet ist.“

Sachsen ist ein ausgesprochen homogenes Bundesland, es gibt kaum Alltagserfahrungen mit fremden Kulturen. „Man schottet sich mental ab gegen die multikulturelle Gesellschaft, speziell gegenüber Berlin. Die Zentralmacht wird hier nicht gemocht, das wurzelt schon im sächsisch-preußischen Verhältnis.“ Den Staat Sachsen gibt es viel länger als die Bundesrepublik, gut 800 Jahre geht diese Identität zurück. Geistig orientiere man sich hier an den Višegrad-Staaten: an Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei mit ihrer Ablehnung des Fremden. „Wenn Sie in Sachsen sind, sind Sie nicht in Westeuropa.“

Nicht nur im Osten Deutschlands hat die AfD einen Nerv getroffen. Zu den Überraschungen der Bundestagswahl gehört der Erfolg der AfD in Bayern und Baden-Württemberg. Hier gibt es kein Demütigungsmotiv, im Gegenteil. Es scheint gerade der Wohlstand zu sein, der das Unbehagen nährt. „Man hat etwas zu verlieren“, so erklärt es sich der Berliner Fernsehregisseur und Dokumentarfilmer Volker Heise, der für sein Fernsehprojekt „24 h Bayern: Ein Tag Heimat“ im Freistaat Bayern recherchiert hat. Man dürfe nicht vergessen, dass Bayern in den Fünfzigerjahren noch ein Agrarland war, heute sei Bayern bereits weitgehend in die Dienstleistungsgesellschaft übergegangen. Im Moment sehen sich alle als Opfer.„Das ganz große Geld wird heute nicht mehr in der Industrie von BMW und Siemens verdient, sondern von der Allianz und der Münchner Rück. Es gibt Leute, die fliegen morgens nach Bologna, verhandeln dort über Umweltzertifikate in China – und abends sitzen sie in der Dorfkneipe beim Bier und wollen ihr Bayern wiederhaben. Und dann kommt gleich der Satz: Schuld sind die Ausländer!“ Auch die Gewinner der Globalisierung fühlten sich als Verlierer; durch Slogans wie „Laptop und Lederhose“ würden diese Widersprüche nur notdürftig übertüncht. „Im Moment sehen sich alle als Opfer“, sagt Heise. „Die Linken, die Ex-DDR-Bürger, die Rechten – alle haben ihren Opferdiskurs, doch niemand hat die Einsicht, dass er selbst Teil des Problems ist.“ Man beklage sich etwa darüber, dass die deutschen Fabriken ins Hintertreffen gerieten. „Doch dann fahren sie in ihrem koreanischen Geländewagen nach Hause und schalten den japanischen Fernseher ein.“ Den Widerstand gegen Veränderung kann Heise verstehen. Er kam als junger Mann in den Achtzigerjahren aus einem Dorf in Niedersachsen nach Berlin. „Mir gefiel das alte, arme, räudige Kreuzberg, wo keiner Geld hatte. Jetzt zahlt man hier Wahnsinnsmieten, und wenn ich vors Haus gehe, treffe ich den ganzen deutschen Mittelstand, ich hasse es!“, sagt er lachend. Auch er gehört zum deutschen Mittelstand.

Vor sechs Jahren hat Volker Heise mit seiner Frau zusammen ein Wochenendhaus in Brandenburg gekauft, in der Nähe von Wittenberge, einer Industriestadt, die seit der Wende fast die Hälfte ihrer Bewohner verloren hat. Die Landflucht sei extrem, das sei eine Welt ohne Kinder. „Der Zuzug von Flüchtlingen könnte Dörfer retten, dann gäbe es wieder ein Lebensmittelgeschäft, die Schule müsste nicht schließen. Doch solche Gedanken kommen hier nicht an.“ Er kennt Leute aus Brandenburg, die Angst davor haben, nach Berlin zu fahren. „Wenn man länger mit ihnen redet, kann man das auch verstehen. Wenn sie am Hermannplatz in Neukölln aus der U-Bahn steigen, sind sie in einer fremden Welt: Wie reden die hier, wie riecht das, was essen die?“

Auch für Heribert Prantl ist der Niedergang der Dörfer ein Thema. Er kommt aus der Oberpfalz, und wenn er durch die entkernten Dörfer seiner Heimat fahre, werde er jedes Mal wütend. Auch hier sind die Einheimischen Teil des Problems. Ich möchte den Rechten das Wort Heimat wegnehmen. Jahrelang seien die Bürgermeister darauf aus gewesen, gewerbesteuerträchtige Unternehmen in ihren Ort zu locken. „Man hat Lidl und Aldi an den Ortsrand gesetzt und sich sehr gefreut. Nur gibt’s fünf Jahre später in der Hauptstraße keine Metzgerei, keine Bäckerei und kein Schuhgeschäft mehr.“ Nicht zufällig steht der Begriff Heimat im Zentrum der Debatten um die AfD. Prantl möchte den Rechten dieses Wort wegnehmen. „Die Rechten haben Blut und Boden in den Begriff Heimat hineingeschüttet. Ich würde gern hineinschütten, dass Dörfer mit schnellen Datenleitungen versorgt werden, dass sich in den Ortskernen Kunsthandwerk ansiedelt, dass es eine Vernetzung gibt.“

Deutschland ging es nie so gut wie heute“, schreibt Harald Welzer in Wir sind die Mehrheit. Seiner Meinung nach hat die deutsche Gesellschaft den Stresstest vom Sommer 2015 bravourös bestanden, nicht zuletzt dank des Engagements der Zivilgesellschaft. Auch Herfried und Marina Münkler setzen in ihrem Bestseller Die neuen Deutschen auf Optimismus. Migration sei für die Erneuerung einer Gesellschaft notwendig. Die Vorstellung, die Flüchtlingskrise sei eine noch nie dagewesene Belastung, sei für eine Mediävistin ohnehin absurd, meint Marina Münkler, die in Dresden eine Professur für die Literatur des Mittelalters innehat. „Gesellschaften brauchen alle 25 bis 30 Jahre eine solche Herausforderung, aus der dann das Selbstbewusstsein entsteht: Das kriegen wir hin“, sagt Herfried Münkler, Professor für politische Theorie an der Berliner Humboldt-Universität. Trotz der guten Konjunktur haben wir eine frei flottierende Angst.Die deutsche Gesellschaft beschreibe sich selbst als eine Geschichte der Generationen. „In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geschah dies als Abfolge von Kriegen: Man hatte eine Vorkriegs-, eine Kriegs- und eine Nachkriegsgeneration – und dann das Ganze noch einmal von vorn. Danach gab es keine Kriege mehr, nun war es die Generation Käfer oder die Generation Golf, benannt nach Konsumprodukten.“ Vielleicht gebe es so etwas wie eine Generation Wiedervereinigung. Münkler ist überzeugt davon, dass wir in der Retrospektive eine Generation Willkommensgesellschaft haben werden, „mit allem, was dazugehört, nicht nur dem Überschwang, sondern auch den Kleinarbeiten über eine lange Zeit hinweg und der Erschöpfung“. Nicht die Realität sei das Problem, sondern die Unwilligkeit, konkrete Probleme zu lösen. „Trotz der guten Konjunktur haben wir eine frei flottierende Angst. In den Vierziger- und Fünfzigerjahren waren die Probleme viel größer – aber die Menschen hatten nicht viel zu verlieren, und wenn sie in die Zukunft schauten, hatten sie die Vorstellung, dass es nur besser werden kann. Wenn es einem dagegen so gut geht, wie uns derzeit, hat man eher die Erwartung, dass es schlechter werden wird.“ Die Politik habe es versäumt, diese frei flottierende Angst in eine konkrete Furcht umzuwandeln. „Furcht hat man vor etwas. Das kann man benennen, und dann kann man Problemlösungen dafür finden. Doch daran haben die Rechten kein Interesse.“

Der Ton in den aktuellen Sachbüchern unterscheidet sich auffällig vom Alarmismus der Tagespresse. Das Sachbuch ist ein nachdenklicheres Medium, hier gibt es keine Klicks zu jagen. Widersprüche werde ausgelotet, und Angst erscheint als Gegenstand der Analyse, nicht als Zustand, in den man sich hineinbegeben kann. Wenn man sich in den sozialen Medien bewegt, könnte man meinen, Deutschland sei in der Krise, doch diesem Eindruck widersprechen alle Statistiken. Heribert Prantl spricht seiner Gebrauchsanweisung für Populisten gar von einer „Pflicht zur Zuversicht“. Die Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Einerseits machen sie uns die gesellschaftliche Realität zugänglich, andererseits formen sie durch die Berichterstattung diese Realität mit. Ob wir „es schaffen“, hängt auch davon ab, ob wir glauben, dass wir es schaffen.

Wie berechtigt sind die Ängste, die so viele Menschen umtreiben? Die Psychoanalytikerin Christiana Udeogu-Gözalan begegnet diesen Ängsten in ihrem therapeutischen Alltag. Ich besuche sie in ihrer Praxis in München. Ihr Vater ist Nigerianer, er hatte in der DDR Medizin studiert und sich in Leipzig in eine Thüringerin verliebt. Diese Menschen konfrontieren sich mit ihren Ängsten, indem sie mich als dunkelhäutige Therapeutin aufsuchen. Als Christiana vier Jahre alt war, ging die Familie nach Castrop-Rauxel ins Ruhrgebiet, als sie zwölf Jahre alt war, zogen sie nach Nigeria, wo die Eltern eine Klinik aufbauten, die sie heute noch leiten. Mit 27 Jahren, nach dem Medizinstudium in Nigeria, zog es Christiana zurück in die alte Heimat. Hier lernte sie ihren Mann kennen, den Unternehmer Johannes Sevket Gözalan, der sich scherzhaft als „Halb-Türken“ bezeichnet. Hat sie als dunkelhäutige Frau nun Angst? „Überhaupt nicht. Immerhin haben 87 Prozent nicht rechts gewählt, das ist doch die große Mehrheit.“ In ihrer psychoanalytischen Praxis erzählen ihr manche Patienten, dass sie zu Pegida-Demonstrationen gehen. „Da wird es für mich wirklich spannend: Diese Menschen konfrontieren sich mit ihren Ängsten, indem sie mich als dunkelhäutige Therapeutin aufsuchen.“ Viele seien verunsichert und versuchten, eine Lösung für sich zu finden. Psychologisch gesehen sei der Fremdenhass eine Projektion: Man verlagere die eigenen dunklen Triebe ins Außen, wo man sich dann über sie aufregen könne. Fremdenfeindlichkeit vermittle Sicherheit: Man fühle sich als besserer Mensch gegenüber den Fremden, vor denen man sich fürchtet. „Genau das hat der Wahlkampf gespiegelt: Es ging immer um die Gefahr von außen, von den Flüchtlingen.“ In Dresden sagte mir Frank Richter: „Das Ressentiment entsteht im Kopf.“ Dämonisieren könne man die Fremden nur dann, wenn man ihnen in der Realität nicht begegne, deshalb sei der Fremdenhass dort besonders stark, wo es keine Fremden gibt. In Ostdeutschland liegt der Ausländeranteil bei 3,9 Prozent, in Westdeutschland bei 11,8 Prozent.

Die Schauspielerin Nina Reithmeier hatte gerade ein Baby bekommen und war in Elternzeit, als die Flüchtlingskrise begann. Im Urlaub in Italien erfuhr sie via Facebook von den unhaltbaren Zuständen am Lageso. „Ich konnte meinen Urlaub gar nicht mehr genießen. Ich wollte etwas tun.“ Inzwischen frage ich mich, warum sich deutsche Männer so wenig für kleine Kinder interessieren.Ihr Leben habe sich ausschließlich positiv verändert durch das Engagement für die Geflüchteten. Dass sie ein ausgeprägtes Organisationstalent hat, war ihr vorher gar nicht bewusst. Ich habe Nina kennengelernt, als in der Turnhalle in unserer Straße eine Notunterkunft eingerichtet wurde. Nina war einfach zuständig, sie hatte den Überblick, fällte Entscheidungen, immer mit Baby Ella auf dem Arm. Übergriffe habe sie nie erlebt, ihr seien die muslimischen Männer ausnahmslos mit Respekt begegnet, und ihre Tochter sei von Arm zu Arm gereicht worden. „Inzwischen frage ich mich, warum sich deutsche Männer so wenig für kleine Kinder interessieren.“ Wenn man die Realität in den Notunterkünften kenne, werde manches verständlich. „Man ist mit hundert Menschen in einem Raum, manchmal hängen nur Handtücher zwischen den Betten, und dann dieses endlose Warten. Du hast keine Aufgabe, kannst nichts tun. Ich sag’s jetzt mal grob: Du kannst dir nicht mal in Ruhe einen runterholen! Deine Familie sitzt zu Hause im Krieg, sie haben keine Perspektive und kein Geld, und sie bauen alle Hoffnung auf dich: Kannst du uns Geld schicken, geht’s vorwärts, findest du Arbeit? Und monatelang kannst du nur sagen: Nein, ich bin noch nicht mal registriert, ich darf nicht arbeiten, ich darf in keinen Deutschkurs, ich hänge hier nur rum. Wer hält das aus?“

Wir schaffen das!“ „Der Islam gehört zu Deutschland.“ An diesen beiden Sätzen spaltet sich Deutschland. So könnte man denken, doch so einfach ist es nicht. Der pensionierte Pfarrer Ulrich Laepple hat Freundschaften mit Flüchtlingen geschlossen, mit denen er durch das Kirchenasyl seiner Gemeinde in Kontakt gekommen war. Er erlebt diese Freundschaften als große persönliche Bereicherung, doch im Sommer 2016 hat er der Kanzlerin einen Brief geschrieben, in dem er seiner Sorge über den Islam Ausdruck verleiht. Die handliche Unterscheidungsformel Islam/Islamismus sei nicht realitätsgerecht, so schreibt er, sie sei suggestiv und wolle beschwichtigen. Wir unterschätzen die tiefe religiöse Bindung, in der viele Muslime leben.Das entscheidende Problem des Terrorismus werde dabei nicht angesprochen, nämlich „warum gerade diese Religion eine gefährlich große Zahl an Menschen hervorbringt, die so handeln“. Als Laepple den Brief schrieb, ahnte er nicht, dass sein Sohn ein halbes Jahr später nur knapp dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt entgehen würde: Sein Sohn trank mit Freunden Glühwein, als zwanzig Meter neben ihm der Tunesier Anis Amri den Lastwagen in die Buden lenkte.

„Ich habe der Kanzlerin diesen Brief geschrieben, weil es keinen Ort gab, wo ich meine Bedenken hätte formulieren können, ohne als Rechter zu gelten.“ Bei den großen Parteien hätten Menschen mit diesen Befürchtungen keine Resonanz gefunden. „Die AfD kam wie gerufen.“ Ulrich Laepple fürchtet den Islam wegen dem, was seine Freunde ihm aus ihren Unterkünften erzählen. Der junge Somalier etwa, der vor den Islamisten der Al-Shabaab nach Europa geflohen ist, müsse sich in seinem Heim rechtfertigen, weil er Asyl in einer christlichen Kirche in Anspruch genommen hatte. Er berichte von Anwerbeversuchen radikaler Moscheen. „Wir unterschätzen die tiefe religiöse Bindung, in der viele Muslime leben“, sagt Laepple. „Darüber wissen wir in unserer säkularen Gesellschaft überhaupt nichts mehr. Bei der Integration denken wir in Zeiträumen von zehn oder zwanzig Jahren, doch religionspsychologisch gesehen geht es um Dimensionen von hundert oder zweihundert Jahren.“

Auch der Historiker und Autor Michael Wolffsohn sieht im Islamismus eine große Gefahr. „So wie der Terrorismus in den 70er Jahren von Linksextremisten getragen war, wird er jetzt von Muslimen getragen. Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber fast alle Terroristen sind Muslime. Das ist keine rassistische Feststellung, sondern reine Empirie.“ Wolffsohn befürchtet eine Eskalation von Gewalt und Gegengewalt, denn die extremistische Rechte werde angesichts der Terrorgefahr die Hände nicht in den Schoß legen. Dabei sei die AfD keine Nazi-Partei. „Die AfD ist der NSDAP nur soziologisch ähnlich: Wie diese ist sie eine Volkspartei, die von allen Schichten gewählt wird. Das überwiegende Motiv der AfD ist nicht Fremdenhass, sondern die Angst vor einem militanten Islam. Das ist das Neue. Wir können nicht so tun, als ob führende Mitglieder der AfD alte Nazis wären.“

Michael Wolffsohn wurde 1947 in Tel Aviv als Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Familie geboren und übersiedelte 1954 mit seinen Eltern nach West-Berlin. Bis 2012 war er Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München. Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber fast alle Terroristen sind Muslime.Seit Jahrzehnten bezeichnet sich Wolffsohn als deutsch-jüdischer Patriot: „Ich bin gerne Deutscher“, heisst es in seinem Buch Zivilcourage (2016). Es sei falsch, wenn der Staat von seinen Bürgern Zivilcourage erwarte, der Staat habe vielmehr die Aufgabe, seine Bürger zu schützen. Angesichts der aktuellen Terrorgefahr spricht Wolffsohn hier von einer „Krise der Staatlichkeit“. Als Jude sei er von vielen Seiten her gefährdet, vom islamischen Antisemitismus genauso wie von den Rechtsradikalen. Ihn interessiere jedoch nicht, von wem Gewalt ausgehe. „Mich interessiert Gewalt als solche.“ Mit einer Anekdote macht er seine Haltung anschaulich. Vor Jahren habe er mit seiner Tante Judith durchs Westjordanland fahren wollen. Sie müsse keine Angst haben, habe er ihr gesagt, schließlich schmeiße nicht jeder Bewohner mit Steinen auf Juden. Da habe seine Tante ihn gefragt, ob das aufs Sterben angerechnet werde, wenn die Steine sie träfen. „Und genauso ist es: Es wird auf mein oder anderer Leute Sterben nicht angerechnet, ob der Angriff von Rechten kommt oder von extremistischen Muslimen.“

Bei meinem Besuch in Dresden hatte ich einen AfD-Wähler getroffen, der sich in einem Leserbrief über einen Kommentar von mir im Radio geärgert hatte. Seine Eltern waren Regime-Gegner, 1988 zog die Familie in den Westen, damals war er 13 Jahre alt. Er habe nichts gegen Ausländer, doch obwohl er seine halbe Kindheit in Bonn verbracht habe, sei ihm das mit dem Multikulti einfach zu viel. Frauen mit Kopftuch und schwarze Dealer am Dresdner Bahnhof, das habe es früher nicht gegeben. Seit drei Jahren lebt er wieder in Dresden. Ihm gehe es gut, die AfD habe er nur aus Protest gewählt, es sei einfach keine andere Partei in Frage gekommen. Als ich frage, wogegen er protestiere, verheddert er sich in Argumente. Irgendwann höre ich mich sagen: „Sie protestieren gegen die Realität.“

Ich erzähle der Psychotherapeutin Ulrike Leye von dieser Begegnung. Diese Frau fragt: Wie geht Gerechtigkeit? Warum bezahle ich Steuern und Amazon nicht? „Ich würde gar nicht fragen, wogegen der Protest sich richtet. Mich interessiert der Protest als solcher: Werde ich noch geliebt, wenn ich protestiere, gehöre ich noch dazu? Das ist die Frage hinter dem Protest.“ Die Bundestagswahl zeige, dass viele Menschen das Gefühl hätten, nicht mehr dazuzugehören. Leye erzählt von einer 52-jährigen Erzieherin, zweifache Mutter, geschieden, die sich von ihrem Gehalt keine Wohnung leisten könne und deshalb in einer WG lebe. „Diese Frau denkt nicht über Europa nach. Die fragt: Wie geht Gerechtigkeit? Warum bezahle ich Steuern und Amazon nicht?“

Die Linke habe die Wahl verloren, weil es ihr an einer Vision fehle, so heißt es oft. Sie habe keine Antworten auf die Ängste und die Wut der Bürger. „Wir sind die Generation, der das Wünschen abtrainiert wurde“, meint Ulrike Leye dazu. „Wir sind die Generation, bei der es zuhause hieß: Solange du deine Füße unter meinen Tisch hängst, hast du hier nichts zu melden!“ Die Babyboomer seien eine Generation von Leistungsträgern, die sich forderten bis zum Burnout. „Doch wenn man fragt: Was wünschst du dir? Wie möchtest du denn leben? Dann bleibt es oft sehr still.“

Ulrike Leye sieht in der heutigen Situation eine Folge des Kriegs – allerdings nicht in der Wiederkehr alter Geister, sondern in einem Defizit der Gefühle. „Unsere Eltern sind die Generation der Kriegskinder, diese Generation war mit Überlebensmechanismen beschäftigt: Sie haben den materiellen Wiederaufbau geleistet, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse.“ Kaum jemand habe sich mit dem auseinandergesetzt, was in der eigenen Familie emotional geschehen sei, das gilt für den Osten wie den Westen. Wir sind die Generation, der das Wünschen abtrainiert wurde.Die Aufarbeitung habe nur auf der historischen Ebene stattgefunden. „Der emotionale Wiederaufbau beginnt erst jetzt.“ Ulrike Leye erzählt von einer über 80-jährigen Klientin, die zu ihr in die Praxis gekommen sei und gesagt habe: Ich bin eine Mörderin. Die Frau kam aus dem Oderbruch. Als die Flüchtlinge nach dem Krieg über die Oder kamen, hatte sie ihre Tür nicht mehr aufgemacht, und am Morgen lag ein Toter auf ihrer Schwelle. „Jetzt stellt sie sich diesem Schmerz. Da beginnt jemand wieder zu fühlen.“

Vielleicht müssen wir lernen, in anderen Zeiträumen zu denken. Es kann Jahrzehnte dauern, bis gewisse Dinge ins Bewusstsein dringen. Frank Richter zieht eine interessante Parallele. Die Pegida-Bewegung und die 68er, die ideologisch nichts miteinander gemein hätten, seien im gleichen zeitlichen Abstand zu dem Umbruch entstanden, auf den sie reagierten: die Pegida eine Generation nach dem Mauerfall, die 68er-Bewegung eine Generation nach Kriegsende. Wenn es um die Migration geht, sind wir mit dem Begreifen noch ganz am Anfang. Die alten Einteilungen in rechts und links passen nicht mehr, doch wir haben noch keine neue Begrifflichkeit gefunden. Manche sprechen von einer „offenen“ versus einer „geschlossenen“ Gesellschaft, bisweilen ist von „fluid“ versus „statisch“ die Rede oder auch von „zuversichtlich“ versus „ängstlich“. „Der ‚liberalen‘ Weltoffenheit steht der ‚identitäre‘ Wunsch nach Abschottung gegenüber“, so formulierte es Jürgen Habermas jüngst in der Zeit.

Was für Utopien könnten uns heute helfen? „Verschonen Sie mich damit!“, meint Michael Wolffsohn. Ihm reiche die amerikanische Verfassung mit der Forderung nach „life, liberty and the pursuit of happiness“, mehr dürfe ein Staat nicht wollen. Hilal Sezgin, deren neustes Buch den Titel Nichtstun ist keine Lösung trägt, hat dagegen kein Problem mit der Frage nach einer linken Vision: „Das wäre für mich das Projekt einer Gesellschaft, die offen ist für Veränderung, mit dem Gedanken einer immer weitergehenden Inklusion. Wem müssen wir noch mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen?“ Dazu gehörten für sie auch Tierrechte. „Es ist für mich ein essenzieller Teil eines linken Projekts zu sagen: Wir bleiben nicht an einer willkürlich gezogenen Grenze stehen.“ Ich besuche Hilal Sezgin in dem 500-Einwohner Dorf in der Lüneburger Heide, wo sie mit ihren Tieren lebt.Solche Fragen suggerieren einem, dass man nicht hierhergehört. „Das sind tolle Leute“, sagt sie, als sie mir ihre Schafe vorstellt. Obwohl Hilal Sezgin in Frankfurt am Main geboren wurde, ist ihr Alltag von Diskriminierung geprägt. „Als Journalistin mit Migrationshintergrund ist man willkommen, solange man über Migrationsthemen schreibt, am besten übers Kopftuch.“ Wolle man dagegen über Dinge wie Theater oder Philosophie schreiben, werde es schwierig. Auf einer Gartenparty habe sie keine Lust, darüber Auskunft zu geben, ob der Terrorismus mit dem Koran zu tun habe. „Das ist nicht mein Problem, wenn ich gerade Kartoffelsalat esse. Solche Fragen suggerieren einem, dass man nicht hierhergehört.“ In ihrem Dorf übrigens werde sie solche Dinge nie gefragt.

Deutschland hat Angst, doch wovor? Der Sozialpsychologe Harald Welzer macht eine Rechnung auf: Wenn 500 Millionen EU-Bürger eine Million Flüchtlinge aufnehmen, dann ist das, als käme in einem Saal von 500 Menschen eine Person dazu. „Wo ist das Problem?“ Nach 1945 kamen zwölf Millionen Flüchtlinge aus den Ostgebieten in die eben gegründete kriegszerstörte Bundesrepublik, diese Zahl gehört zu den Standardargumenten der Debatte. Diese Flüchtlinge seien nicht aus einer fremden Kultur gekommen, und man habe unter ihnen nicht mit Terroristen rechnen müssen, so lautet das ebenso standardisierte Gegenargument.

Fragen wir anders: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland Opfer eines Terroranschlags zu werden? Jährlich gibt es weltweit etwa 25 000 Terroropfer, nur gerade ein Prozent davon im Westen. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland fast 10 000 Menschen an Haushaltsunfällen, über 3 200 im Straßenverkehr. Im Jahr 2016 fielen dem Terror 14 Menschen zum Opfer, im Jahr 2017 kein einziger. Trotzdem geben in Umfragen 71% der Deutschen die Angst vor dem Terrorismus als ihre größte Angst an. Das lasse sich nicht gegeneinander aufrechnen, protestiert Michael Wolffsohn. Der Terrorismus sei beabsichtigte Gewalt, die man verhindern könne, während es sich bei Unfällen um unvermeidliche Begleiterscheinungen handle. Ulrich Laepple findet die Betonpoller vor den Weihnachtsmärkten schrecklich, doch er ist froh, dass sie da sind, so fühle er sich sicherer. Ihm sei die Terrorgefahr immer gegenwärtig. Was, wenn jetzt einer mit einer Maschinenpistole hereinkommt?, denke er manchmal unwillkürlich, wenn er im vollen ICE sitze.

Der Angst ist nicht mit Zahlen beizukommen, sie folgt anderen Prinzipien. Während Christiana Udeogu-Gözalan keine Angst hat, dachte ihr Mann nach der Wahl ans Auswandern, er fürchtete, sie seien mit ihren beiden Kindern in Deutschland nicht mehr sicher. „Wo willst du denn hin?“, habe sie ihn gefragt: „In die Türkei? In die Schweiz? Nach Amerika?“ In den meisten Ländern ist die neue Rechte stärker als in Deutschland. Es ist an der Zeit, die Komfortzone zu verlassen.Die Situation heute lässt sich nicht mit 1933 vergleichen, darin sind sich meine Gesprächspartner einig. Deutschland geht es gut, wenn auch Heribert Prantl zu bedenken gibt, dass die Statistiken nicht die ganze Wahrheit verraten: „Wir haben unter anderem deswegen Vollbeschäftigung, weil wir eben nicht 12 Euro Mindestlohn haben und weil selbst die prekärsten Beschäftigungsverhältnisse noch als Arbeit gelten. Wer heute aus der Ausbildung kommt, findet oft keine Stelle, mit der sich eine Familie ernähren lässt.“ Trotzdem: Deutschland ist nicht in der Krise.

Darin sieht Ulrike Leye eine Chance. Anders als 1945 und 1989 seien wir nicht mit Überlebensmechanismen beschäftigt, sondern könnten ins Gespräch kommen. „Seit 1989 habe ich nicht mehr so viel über Politik geredet. Es ist, als hätte der Wecker geklingelt. Zeit, die Komfortzone zu verlassen.“

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© Lars Hartmann

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Von Sieglinde Geisel

Journalistin, Lektorin, Autorin. Gründerin von tell.

Ein Kommentar

  1. […] Christoph Brumme am 19. März 2018 Dieser Beitrag ist eine Reaktion auf Sieglinde Geisels Reportage Deutsche Ängste. […]

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