Zur Verteidigung des Konzeptromans

Von Louisa Chandra Esser

Jürgen Kiel schreibt in seinem Debattenbeitrag:

Allerdings besteht Literatur, als Kunst betrachtet, nicht aus Ideen, Konzepten, Personen, Konflikten, Psychologie, Gegenwartskritik und Bildungswissen, sondern aus Sätzen, so wie Musik aus Tönen besteht und eine Plastik aus Marmor oder Bronze. Und so grundlegend es ist, sich bei einem Komponisten zu fragen, was dieser mit den Noten mache, so selbstverständlich sollte es sein, sich beim Schriftsteller primär zu fragen, was er mit den Sätzen mache.

Einspruch! Wieso gegen den sprachlich mittelmäßigen „Konzeptroman“ wettern, wenn die „Konzeptkunst“ längst schon etabliert ist und gemeinhin als ebenbürtig zur bildenden Kunst gesehen wird? Dem Konzeptroman den künstlerischen Wert abzusprechen halte ich für falsch.Wieso kann das Künstlerische an einem Roman nicht seine formelle Konzeption sein? Wenn ich mit Figuren arbeite, die vielleicht nicht edel, hilfreich und gut sind, ich ihren defizitären Duktus aber dennoch nach bestem Wissen und Gewissen ausstellen möchte, dann verarbeite ich zwar das Rohmaterial Sprache nicht auf künstlerisch ansprechende Art und Weise – aber ich widme mich dem Rohmaterial Rede. Ich montiere verschiedene Formen dieses Materials. Das führt nicht zu dem, was man gemeinhin als Stil bezeichnen würde, und man kann dieser Art von Roman vermutlich zu Recht einen sachbuchartigen Beigeschmack vorwerfen. Ihr den künstlerischen Wert abzusprechen halte ich aber für falsch.

Im Fall Roman Ehrlich haben sich Sieglinde Geisel und Jürgen Kiel an der Sprache gestoßen. Soweit ich sehe, erhebt diese Sprache jedoch nirgendwo den Anspruch, dem Kriterium der „stilistischen Reinheit“ zu genügen. Vielmehr ist das die authentische Figurenrede eines einfältigen, mit Halbwissen vollgestopften Dreißigjährigen, der seine Umgebung auf naive und seltsam verkopfte Weise wahrnimmt. Die Realität wird zum Stilmittel in der Literatur und erweitert diese.Genau diese Erzählweise, die mir zudem nicht persönlich sondern exemplarisch erscheint, benötigt der Roman jedoch für das ihm zugrundeliegende Konzept. Roman Ehrlich erzählt viel nach, das ist wahr, aber er verknüpft die nacherzählten Fiktionen auf so interessante Weise mit den erfundenen Passagen und der Figurenrede, dass sich im Laufe des Romans immer neue Parallelen und Verknüpfungen ergeben. Man hat gegen Ende den Eindruck, in einem Gemisch aus Fiktion und Wirklichkeit zu versinken.

Es ist auffällig, dass sich immer mehr Romane bewusst nicht nur in eine literarische Tradition stellen, sondern sich eher auf der Schnittstelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit bewegen. Die Realität wird zum Stilmittel in der Literatur und erweitert diese. (Buchtipp: Reality Hunger von David Fields)

Wenn wir schon an dem Punkt sind, wo wir über den „Nutzen“ des Lesens reden: Was bringt mir der Roman, wenn mich die Sprache nicht fesselt? Mir hat der Roman durch seine im positiven Sinne wahnsinnige Konzeption einiges klargemacht über die stillen Mechanismen des Wechselspiels zwischen Fiktion und Wirklichkeit in der Gegenwartskultur. Ist das nicht ein Umstand, der es rechtfertigt, von einem Kunstwerk zu sprechen?

Eine hypothetische Bemerkung noch: Roman Ehrlich war Student am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dort Literatur im Allgemeinen eher nach erzähltheoretischen Kriterien behandelt wird als nach stilistischen. Ohne das Fass der Schreibschuldebatte aufmachen zu wollen, möchte ich anmerken, dass diese Schwerpunktsetzung – da muss ich Jürgen Kiel recht geben – als Trend durchaus da ist, ich würde ihn jedoch nicht so scharf verurteilen.

Louisa Chandra Esser studiert am Literaturinstitut Hildesheim.
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Von Redaktion

11 Kommentare

  1. Ich möchte diesen interessanten Beitrag in einige Richtungen hin noch anders justieren bzw. ergänzen: Daß der Kritiker sozusagen „gezwungen“ ist, angesichts der Bücherschwemme zu kritisieren, sollte uns, also die literaturaffine Öffentlichkeit, nicht allzusehr stören. Ebensowenig daß die Literaturkritik ein professionalisierter Berufszweig ist. Im Gegenteil – ich halte die unterschiedlichen Varianten von Kritik und die Vielfalt der Literatur, auch wenn sie erschlägt und Schlechtes dabei ist, zunächst einmal für eine Bereicherung. Zumal, wenn etwas in der Literaturkritik nicht funktioniert, dank des Internets Korrektur erfolgen kann. Jeder Empfänger ist heute prinzipiell ein Sender und könnte es besser machen. Ich will da gar nicht lobhudeln, aber Sieglinde Geisel hat mit „tell“ bewiesen, daß es funktioniert. Und wer möchte und mit der Situation ebenfalls unzufrieden ist, kann auf „tell“ eine Rezension schreiben. Er oder sie müssen es sich lediglich gefallen lassen redigiert zu werden. Damit eben nicht die alten Fehler bloßer Inhaltsangaben sich wiederholen.

    Ansonsten denke ich, man sollte in der Kritik von Büchern zwischen einer auf den Gebrauch ausgelegten Literaturkritik und einer komplexen Kunstkritik differenzieren. So wie letzteres Jürgen Kiel macht. Jene Literaturkritik des Alltagsgebrauchs will lediglich einen Überblick verschaffen und da schadet es nicht, wenn darin bloß der Roman paraphrasiert wird und dazu dann eine knappe Bewertung folgt: Ein Satz wie „Taugt was“ oder „Taugte nichts“ und dann ein knapp genannter Grund. Im Grunde das Prinzip von Denis Scheck in „Druckfrisch“, der auch vor einem Verriß nicht zurückschreckt. Das kann unterhaltsam sein und verschafft Lesern den Überblick. Um mehr geht es in dieser Form nicht. Kritik als krínein, als schnelles Trennen.

    Andererseits existiert eine Kunstkritik, die in der von Kiel beschriebenen Weise verfährt. Sie verwendet ästhetische, wenn nicht sogar kunstphilosophische Kriterien und kann diese zudem selbstreflexiv ausweisen. Das heißt also, es handelt sich in dieser Form der Kritik nicht um bloße Geschmacksurteile. Solche Kritik ist in der Regel ein long read, weil sie Zeit benötigt, um ihre Gedanken zu entfalten. (Früher gab es solche Formen in den einschlägigen Feuilletons häufiger.) Stilkritik oder ein Page 99-Test können dabei als Sezierbesteck dienen, um in der Analyse die Details am Text freizulegen. Was man ebenfalls mit einem mißlungenen Buch zelebrieren kann. Und wenn der Kritiker es gut veranstaltet, kann das sogar lehrreich sein, ohne den Autor zu denunzieren.

    Ich will in diesem Sinne nicht die literarische Romantik bemühen, in der die Kunstkritik selbst zu einer Kunstform sich aufschwang, sondern halte es mit einem simplen kommunikativen Aspekt: Daß Kritik die Literatur überhaupt erst konstituiert und zu dem macht, was sie ist. Nämlich ein ästhetisches Medium, über das Menschen sich austauschen und worüber sie kommunizieren. Literaturkritik ist eine Form der Selbstverständigung in einer Gesellschaft, und sie kann im besten Falle eine Art Leitfaden oder Orientierung für Diskussion über Romane liefern.

    Ohne Literatur- und Kunstkritik gäbe es keine Romane, die in der Öffentlichkeit für Debatten sorgen können. Und das gilt selbst für die mißlungenen Romane.

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  2. Danke für die Kritik. Darauf habe ich lange gewartet. Ein knapper Hinweis: Ein Hauptproblem bei der mangelnden Berücksichtigung von Spache könnte sein, sähe man von der Frage ab, ob seitens der Kritiker überhaupt ein Interesse an künstlerischer Spache besteht, dass der Leserkreis im Fall einer Behandlung klein würde. Als ein Kriterium der Kritik gilt laut Mangold (ZEIT) die Massentauglichkeit.

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  3. Ich glaube, man braucht weder den Lesern noch den Kritikern das Interesse an künstlerischer Sprache abzusprechen; das ist Spekulation, übrigens genau wie das berüchtigte Kriterium der “Massentauglichkeit”. Wer auf Auflagenzahlen schielt/schielen muss, mag zu vorauseilender Selbstzensur greifen. Mir ist es lieber, die Leser nicht zu unterschätzen; dass ihr Interesse, ihr Mitdiskutieren uns am Herzen liegt, können wir doch viel besser dadurch zeigen, dass wir das Aufregende an künstlerischer Sprache möglichst mitreißend zu beschreiben versuchen.

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  4. @ fheibert: Ein künstlerisches Interesse zu unterstellen, wäre gleichfalls Spekulation. Ich bin nicht Herr Mangold; er äußerte das angeführte Kriterium gegenüber dem Literaturcafe.

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  5. Wir haben es m.M.n. eher mit einer Verflachung der Literatur und auch des Lesens zu tun. Der Mangel an Kritik (und somit auch an Sprachkritik) findet sich doch in vielen Bereichen wieder – auch in der Kunst und im Design. Wer setzt sich denn heute noch intensiv mit Texten auseinander? Wenige. Kultur erlebe ich persönlich im Moment wie Treibsand – etwas ist ins Rutschen geraten, aber was genau? Unsere Aufmerksamkeit, unsere Werte … unsere Sprache und das Vermögen, konzentriert einen Text aufzunehmen. Oder?

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    1. Treibsand ist eine interessante Metapher für ein gegenwärtiges Lese-(/Lebens-?)gefühl. Vielleicht hat es mit der unerträglichen Leichtigkeit der neuen Medien zu tun: Am Bildschirm wischt und klickt es sich so leicht. Was ist ins Rutschen geraten? Unsere Wahrnehmung?
      Mir scheint, das seien dialektische Prozesse: Das Rutschen erzeugt das Bedürfnis nach Halt (im doppelten Sinn: sich Festhalten und Einhalten), nach dem genauen Hinschauen und, wenn es um Sprache geht, auch dem Hinhören. Lesen als Lauschen. Vielleicht sind wir gerade dabei, wieder eine neue Konzentration, ein eintauchendes Lesen zu lernen, als Gegengift sozusagen, gerade weil uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird (auch dies in mancher Hinsicht).

  6. Wie man Geschreibsel von Literatur als einer Schwester von Musik und Malerei auseinanderhält, war nie einfach. Augenscheinlich kann man es nicht von der Beurteilung, also dem “Schönheitsurteil” abhängig machen. Das ist bekanntlich zu subjektiv und man kann auch keinen Streit darüber anfangen, weil niemand für seinen Geschmack allgemeine Gründe nennen kann (Hattip to Kant). Damit fällt die Messlatte “künstlerische Sprache” weg, auf keinen Fall kann Sprachhöhe hinreichend sein.
    Die Unterscheidbarkeit beginnt daher auf der Ebene des “Konzepts”, was auch ein wolkiges Wort ist. Man kommt ihm über seine Nebenbedeutungen näher: gedankliche Absichten, Originalität, Überlegung, Ziele, Plan.
    Eine weitere Perspektive ergibt sich ganz in der Nähe, nämlich dort, wo man sich an das Spezifische der Sprache erinnert. Das liegt im Gegensatz zu Tönen und Farben darin, dass Sprache uns die Reflektion ermöglicht – wie Bazon Brock so schön sagt: die Zurückbeugung, die Selbstbetrachtung. Also nicht nur Schreiben, sondern auch Nachdenken über das, was und wie ich schreibe.
    Und genau an diesem Punkt, meine ich, beginnt Literatur sich zu trennen von allem anderen, was heute so im literarischen Gestus geschrieben wird, nämlich bei der Frage, was der/die Schriftstellerin reflektiert hat und wo sie/er dem Reflektieren ausgewichen ist. Wer flüchtig schreibt, kann damit eine konzeptionelle Absicht verbinden (wie die Surrealisten und ihre nachlaufenden Adern oder Peter Handke mit seinen Sätzen, die er in der vorbewussten, noch nicht gefilterten Phase unmittelbar vor dem Aufwachen gewissermaßen von seinem Kopf geschenkt bekommt hat) … oder er sudelt eben nur herum, um die Seiten vollzukriegen oder sogar nur, weil er die Absicht hat, irgendein Genre, also vorgegebene Absichten, zu erfüllen. Das Unreflektierte verrät sich oft am direktesten in der Sprache (weswegen der Seite-99-Test relevant ist). Vielleicht verrät es sich sogar immer dort? Genauso gut kann es aber ein “Plot” reflektionsarm sein, ein Titel oder die große inhaltliche Linie, das “Outcome”, wenn man das Buch zuschlägt.
    Reflektiertheit zwingt zu Sorgfältigkeit und Gründlichkeit. Meine private Definition von großer Literatur ist daher die einfache Formel: Konzept + Sorge ums Detail. Eventuell dann kann sich Literatur mit ihren schönen detailverliebten Schwestern messen, wenn der Schreiber nichts geschrieben hat, ohne es so gewollt zu haben und darum gekämpft und es mehrstufig reflektiert hat.
    Einer, der dieses Prinzip geradezu exzessiv betrieben hat, war Arno Schmidt. Er ging bis in die einzelnen Buchstaben. Ob das nötig ist, hängt vom Konzept hat, den ursprünglichen Absichten und Zielen. Wahrscheinlich sollte man sowieso nicht ins doktrinäre Kunstrichtertum verfallen und eher über Spielräume, Bandbreiten, Spielvarianten nachdenken, zumal Kunst und Literatur prinzipiell “ambiguitär” sind: Was einer schreibt, ist nie das, was andere daran lesen.
    One more thing, wo ich schon mal in Fahrt bin ;) : Sprache ist oft am schönsten, wo um sie gerungen wurde. Ich mag diejenigen SchriftstellerInnen immer mehr, fast würde ich sagen nur diese Literatur, wo ich das Stocken spüre, das Zögern, bevor ein Wort verwendet wird. Man muss schreiben, wie man einen Berg hoch wandert, nicht wie man ihn herabstürzt. Das ist der Berg des Zweifels, dass die Worte und Sätze überhaupt können, was man von ihnen haben möchte. Und wenn einem dieses Berghochwandern ohne Atemnot und mit einer bewundernswerten Eleganz gelingt und man oben mit einer Fülle von Gedanken ankommt, das ist dann die Kunst. So meine vorsichtige Vermutung.

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    1. Ich verstehe nicht, weshalb eine Messlatte „künstlerische Sprache“ wegfallen sollte, nur weil Kants Schönheitsurteile letztlich der empirischen Psychologie zuzurechnen wären. Gibt es denn keine anderen diskussionswürdigen Kriterien, die auch der Sprache angemessen wären. Gerade Arno Schmidt hat sich z.B. eine Autonomie erlaubt, die weit über das gesellschaftliche Regelwerk hinausreicht. Und würde man die literarischen Fragen berücksichtigen, mit denen er sich beschäftigte, fiele mir allgemein die nach sprachlicher Angemessenheit ein. In ‘Analytische Belletristik’ ist Mark Ammern als Mitautor und Herausgeber den Fragen nachgegangen (2014).

    2. Der Begriff “künstlerische Sprache” gibt ja nichts vor. Ist das Rilke? Ist das Bukowsky? Joyce? Es hängt doch an den Absichten. Wenn Absichten mit Akribie und Skrupel verfolgt werden, dann ist die Sprache unvermeidlich “künstlerisch”. Oder noch platter gesagt: Ist ein Werk Kunst, ist seine Sprache logischerweise kunstvoll. Umgekehrt ergeben aber erlesene Metaphern, seltene Worte, Versifizierung (wie das Botho Strauss gerne macht), Stilfiguren etc. noch keine Kunst. Sind die Absichten unausgegoren, landet man in der Künstlichkeit, der Pseudo-Literatur, dem Schön-Getue.
      Vielleicht muss man die Ebene der sprachlichen Verfertigung eher als notwendiges, aber niemals hinreichendes Kriterium sehen. So etwa: Die Reflektion der sprachlichen Mittel muss gegeben sein. Wo sie fehlt, haben wir es entweder mit Lesefutter oder mit Scheitern zu tun.
      Ich gebe aber zu, dass ich mich total irren kann. Vielleicht hängt alles doch nur an der Fähigkeit, gut zu schreiben? Und schreibt und erzählt jemand gut, kann sie/er uns alles erzählen? Ich lese zum Beispiel furchtbar gerne Briefausgaben. Nehmen wir Madame Sevigny. Was sie schreibt, ist ja nicht mehr wichtig. Aber wie sie das macht. Was soll das ganze Reflektieren, wenn in den Büchern kein Gran Vorstellungskraft steckt, keine Gedanken stecken, kein Herz pocht (“Germanistenliteratur”)?
      Man sollte wohl nicht zu viel darüber grübeln. Am Ende landet man bei der Antwort, die man sich hätte schon am Anfang geben können: Kunst ist ein Mysterium, etwas was die platten Erklärungen unter sich zurücklässt. ;)
      “Ein Dichter wohnt nicht in jeder Straße.” (Benn)

  7. @independentclochard – Absichten lassen sich als internsionale Sachverhalte nicht ‘festmachen’ und beobachten. Sie werden innerhalb von sprachlichen Kunstwerken auch kaum angeführt. Nähme man als ersten Schritt Kriterien hinzu, z.B. Autonomie und Angemessenheit, ließe sich im Hinblick auf Autonomie eine Abgrenzung zur Nachahmung und Umgangssprache vollziehen. Es ist beobachtbar, ob ein sprachliches Kunstwerk autonom erzeugt wurde, oder lediglich ‘wie’, also bloß oder allenfalls Kunsthandwerk wäre. Die Frage nach Angemessenheit würde sich im jeweiligen Detail entscheiden, wobei durchaus verschiedene Möglichkeiten (sachlich) angemessen sein könnten. Mich interessiert die Frage übrigens als Verleger …
    Nach einer Eröterung von Kriterien, ließe sich auch über literarische Konzepte sprechen, unter Einbezug von Erzählern, Metaphern usw. … Germanistenliteratur, oblgleich sie eventuell möglich wäre, liegt mir fern. Ich komme samt meinern Verlagsautoren aus der analytischen Philosophie …

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  8. Nehmen wir Madame Bovary: Das Sujet Ehebruch gab es in der Form wie in Madame Bovary noch nicht. Der Autor mag an der Entwicklung seiner Hauptperson interessiert gewesen sein, doch das Neue an Madame Bovary war nicht, dass da ein Ehebruch Gegenstand war, und auch nicht, dass ein Autor Anteil nahm an der schuldigen Ehebrecherin, sondern das Neue scheint mir die Hand des Autors zu sein, seine Komposition der Figuren und ihrer Beziehungen und Handlungsweisen. Für mich war Madame Bovary etwas wie die Betrachtung eines mir schon lange bekannten Bildes von Raffael oder Dürer mit einer 30-fachen Lupe: Ich sah eine mir bis dahin nicht bekannten Genauigkeit in der Sprache.

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